Kulturmord
Man sieht vermummte und auch unvermummte Gestalten mit langen Bärten und fusslangen Kleidern, die sich offenbar in einem Mossuler Museum zu schaffen machen. Man sieht, wie sie mit Pressluftbohrern, Frontladern und Vorschlaghämmern auf Steinernes einhauen und dieses zerstören. Staub wirbelt auf und man hört “Allahu akbar!”-Rufe. Was ist das?
Es ist die schmerzhafteste Erfahrung, die ein “unschuldiger” Fernsehzuschauer machen kann, ja, körperlich fühlbarer Schmerz breitet sich aus angesichts dieser Zerstörungen von assyrischen und babylonischen Skulpturen unschätzbaren Wertes – und Bestandteil des Weltkulturerbes. Da hauen sie im namne ihres Gottes auf die unschuldigen Skulpturen ein, die ihrer Meinung nach aber nicht unschuldig sind, sondern Götzenbilder, die statt Allahs angebetet wurden und daher zerstört werden müssen. Man erinnert sich an die Zeit der “christlichen” Bilderstürmer zur Zeit Martin Luthers, die Namen Zwingli und Calvin fallen einem ein. Auch hier wurde der Götzendienst angeprangert, und viele Kunstschätze der Kirchen wurden zerstört. Doch das war unser spätes Mittelalter und das in Mossul, das ist heute.
Es ist ein Schock, für alle, die es ernst meinen mit einem menschlichen Kunstverständnis.
Und die das tun, sind keine Mitglieder der menschlichen Gesellschaft, natürlich nicht, denn ihrer menschenverachtenden Gesinnung haben wir wenig entgegenzusetzen, wir sind moralisch machtlos.