Kriegszeiten und so…
Bei der Lektüre des MT-Artikels, den Anne uns zusandte, kam mir die Idee, neben den Anmerkungen zu eben diesem Artikel doch auch mal was zu eigene Kriegserlebnissen zu schreiben. Die Teilnehmer dort lassen darauf hinweisen, dass ihre Lehrer in den damaligen Sonderkursen keine Nazis gewesen seien. Dem möchte ich vehement widersprechen. Denn damals waren die meisten Lehrer dem Regime willentlich oder nachlässigerweise “verfallen” und eine “Entnazifizierung” war ein Papiertiger und bedeutete nichts. Unsere Lehrer z.B. in der Person des allseits geschätzten OStR Meyer waren wenigstens in den Anfängen, denen man ja wehren soll, mehr oder weniger begeisterte Anhänger des Nationalsozialismus als Idee, haben aber darüber die handelnden Personen völlig vergessen. Fataler Fehler das! Und wenn heute Angehörige der AfD fordern, das Nationale mit dem Sozialen erneut zu verbinden, kann einem nur schlecht werden, betrachtet man die “handelnden Personen”…
Was anderes: Es wird auch berichtet, dass die Altern Herren als Jugendliche zu den so genannten Flakhelfern eingezogen wurden, die dann bei der Fliegerabwehr zum Teil mit ihrem jungen Leben bezahlten. Dies blieb uns Jüngeren, die nach 1945 eingeschult wurden, natürlich erspart. Doch als kleine Kerle – ich war 1944 immerhin7 Jahre alt – haben wir den Krieg natürlich auch miterlebt und könnten uns daran erinnern. Ich war ja damals “evakuiert” in Heepen bei Bielefeld, lebe bei Gasteltern und sehnte mich nach meinen in Duisburg lebenden Eltern. Doch dort herrschte rabiater Bombenkrieg “vom Feinsten”, will sagen mit großer Effizienz. Nun habe ich meine Eltern damals einmal besucht, im fast vernichteten Duisburg, Stadtteil Hamborn, gleich gegenüber der Thyssenhütte, wo mein Vater als Diplomingenieur arbeitete.
Abends – Papa war wie so oft “im Dienst” – sass ich bei meiner Mutter und spielte Mensch-ärgere-Dich-nicht. Uhrzeit ist mir nicht erinnerlich, doch es war dunkel. Die Sirenen mit ihrem Wechselton – an- und abschwellend – beendeten das Spiel sehr abrupt und wir, d.h. meine Mutter nahm den bereits vorbereiteten Koffer “mit dem Nötigsten” und wir eilten aus dem Hause in eine andere Welt. Bombentrichter an Bombentrichter, Strasse kaum zu erkennen, keine Beleuchtung, doch meine Mutter wusste den Weg, den Weg nämlich entlang der phosphoreszierenden Pfeile zum Luftschutzkeller, etwa 500 – 1000 m entfernt. Unser Haus nämlich besass keinen solchen Keller – warum, weiss ich nicht, denn es war ja ein Mehrfamilienhaus.
Im Keller unter der Erde sassen bereits viele Menschen, und sie waren teils in ihr Schicksal ergeben und ruhig, teils aber auch sehr unruhig und das sprang auf mache andern über. Meine Mutter war soweit ich mich erinnere eher ruhig und dann begann der Bombenabwurf. Ich weis bis heute, was ich empfand und dass das schrecklich war. Die ganze Luft schien unter den Einschlägen, die mir sehr nahe schienen, zu zittern und die trüben Lampen, die von den Decken hingen, schwankten hin und her, bis das Licht vorübergehend ausging. Da schrieen dann die Menschen und wohl auch ich.
Kurz und gut: wir kamen wohl alle lebend heraus. Die Sirene mit ihrem Langton signalisierte: fürs erste vorbei. Man ging, auch das ein Merkmal der damaligen Zeiten, wieder zur so genannten Tagesordnung über. Bis zum nächsten Alarm.
Aber die Erinnerung, die bleibt – wie bei den 4 KT-Teilnehmern zu deren 70sten. Der unsrige ist übrigens im Jahre 2026.
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