Der Distelfink
Dieser voluminöse Roman von Donna Tartt (Goldmann 2014) hat mit über 1000 Seiten einen erschlagenden Umfang. Der Roman wurde z.B. in der FAZ überaus positiv rezensiert, so positiv, daß man versucht ist, von einem Jahrhundertroman zu faseln. Er wurde Bestseller (nicht immer ein Qualitätsbeweis) und irgenwo preisgekrönt. Ein Jahrhundertroman, liebe Leser, ist er nicht.
Ich habe ihn fast ausgelesen (und ihn inzwischen zu lesen aufgehört), und er hat mich, von einigen überraschenden sprachlichen Wendungen, die hübsch, aber keineswegs qualitätsbeweisend sind, zeit- und streckenweise sehr gelangweilt. Dabei ist der Handlungsbasis durchaus immanente Spannung zu bescheinigen. Ein 13jähriger New Yorker Junge geht mit seiner Mutter ins Metropolitan Museum und betrachtet dort das Bild „Der Distelfink“ von Fabricius, einem Rembrandtschüler. Ein Sprengstoffanschlag tötet seine Mutter; er selbst bleibt fast unverletzt, doch nun fasert die Geschichte auf. Der Junge gerät in den Besitz des von der Wand gefallenen Bildes und nimmt es mit. Er begegnet einem alten Mann, der im „unter den Händen“ stirbt, und einem gleichaltrigen schwer verletzten Mädchen, das zu diesem Alten zu gehören scheint, das er aber später wieder trifft, unter Umständen, die an den Beginn der „Unendlichen Geschichte“ von Michael Ende erinnern. Aber dann fasert der Roman derart auf, dass man nicht mehr weiß, wo die Zielidee bleibt. Wie gesagt, leider haben wir MRR nicht mehr. Er hätte gesagt: „Dickes Buch, lesbar – aber nicht lange…“