Vorgeschichte:
Die neuesten Kriegshandlungen von Hamas und Israel beherrschen die Medien, denn diese sind immer dann besonders aktiv, wenn sog. humane Katastrophen irgendwo auf der Welt, seien es Hungersnöte, Überschwemmungen, Flugzeugabstürze (sic) o.ä., zu vermelden sind. Hier nun, im Gazastreifen, dieser dichtbesiedelten Kleinfläche (360 km², also etwa die Fläche Wiens mit 5000 Einwohnern/km²), tobt seit Anfang Juli 2014 ein Krieg zwischen Israel und der Hamas mit bisher mehr als 1400 Toten, 95% davon palästinensische Zivilisten. Auslöser war die Ermordung von drei israelischen Jugendlichen durch eine extremistische Organisation, der man Hamas-Nähe nachsagt. Die Hamas distanzierte sich von dem Verbrechen. Seitdem erfolgt unermüdlicher Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen in die Nachbarschaft, aber auch bis Tel Aviv. Diese Raketen haben bisher keinen größeren Schaden angerichtet, auch wegen eines wirksamen Abwehrsystems auf israelischer Seite.

Dennoch hat Israel seit 14 Tagen mit einem massiven Militäreinsatz einen Krieg auf dem Boden des Gazastreifens entfesselt, dem diese vielen Zivilisten zum Opfer fielen. Inzwischen werden Schulen und Krankenhäuser angegriffen, zuletzt eine mehrfach als UNO-Schule deklarierte und den Angreifern bekannt gemachte Einrichtung. Ban Ki Moon hat dies als nicht gerechtfertigt bezeichnet, jedoch die schärfere Formulierung “nicht hinnehmbar” vermieden. Tatsächlich ist es, wenn die Fakten stimmen sollten, ein Kriegsverbrechern der Israelis!

In vielen Ländern Europas gibt es nun Widerstandsdemonstrationen von Arabern gegen dieses Vorgehen, das ja zumindest unverhältnismäßig ist. Doch nun scheint hinter dem berechtigten Zorn der Araber gegen dieses Verhalten der Israelis etwas auf, das nicht nur anti-israelisch, sondern klar auch antisemitisch ist: es werden Parolen aus dem schlimmsten Nazi-Vokabular (“vergasen, verbrennen”, “kauft nicht bei Juden”) gerufen oder auf Plakaten herumgezeigt, und es werden Brandsätze gegen Synagogen geworfen. Bisher zum Glück ohne Personenschaden.

Hier ist kein latenter, sondern richtig offener, unbestreitbarer Antisemitismus erkennbar. Nicht hinnehmbar! Es ist dies Ausdruck einer schwelenden Grundstimmung gegen Juden, die nun ja wieder da sind, nun wieder erfolgreich sind und die sich im unzerstörbaren Schutz besonders der deutschen Staatsräson befinden. Da ist es interessant, dass die Demos in Frankreich eine härtere Gangart als bei uns haben – offenbar weil Frankreich die Shoah nicht verinnerlicht hat, und übrigens auch nicht zu verantworten hat. Natürlich ist der Aspekt ein besonderer: es äußern sich nicht Deutsche, es äußern sich Araber, Moslems, und zwar radikal. Hier sind andere Ursachen zu bedenken, etwa die uralte Rivalität zwischen den auserwählten Volk und den Beduinenstämmen, der Landbesitz und wie man ihn streitig macht und natürlich die aktuelle und irrationale Siedlungspolitik der Israelis.

Dennoch glaube ich, das auch bei uns Deutschen ein “klammheimlicher” Rest von Unsicherheit gegenüber Juden besteht – nenne man das nun latenten Antisemitismus oder nicht.  Gäbe es nicht die genannte Staatsräson, wäre dieser sicher deutlicher und nicht nur auf die grässlichen Parolen der Neonazis beschränkt. Hinzukommt, dass unsere Jugend zunehmend ihr Geschichtsbewusstsein verliert; von 10 befragten Schülern von Gemeinschaftsschulen wußten 5 nicht, was das Wort Holocaust bedeutet… Gleichgültigkeit, Ignoranz und Beeinflussung begünstigen die geistige Verfassung, den Nährboden, auf dem eine zerstörerische Saat dann aufgeht. Die Deutsche Burschenschaft übrigens könnte in ihrer derzeitigen Verfassung auch so ein Nährboden sein.

Nur eines muss klar sein, wenn die Israelis so weitermachen, wird der “Kollateralschaden” immens sein. Und die berühmte westliche Staatengemeinschaft schweigt und versagt. Denn man muss Israel kritisieren können, ohne gleich zum Judenfeind abgestempelt zu werden!