Latenter Faschismus
Im Beitrag “latenter Antisemitismus” bezogen auf die aktuellen Kriegszustände im Gazastreifen und auf das unverhältnismäßige Eingreifen der Israelis schrieb ich, dass diese Art der Judenfeindlichkeit in vielen von uns verdeckt als Anti-Israelismus (der ja oft richtig ist) eingebettet ist. Sie ist aber oft gepaart mit einem genau so ekelhaften Verhalten, das die Verbrechen der Nazizeit vergessen oder besser verdrängen will. Schlusstrich-Mentalität kann man das nennen, die sich auch hier in Völklingen, dem Orte des Weltkulturerbes Völklinger Hütte besonders deutlich zeigt. Was ist geschehen? Ich berichtete wohl über die halbherzige Umbenennung des Ortsteils “Hermann-Röchling-Höhe”, nach dem Kriegsverbrecher Hermann Röchling mit Tausenden von Zwangsarbeitern in eben dieser Völklinger Hütte in “Röchlinghöhe”. Jetzt sollte ein sog. Stolperstein vor dem Eingang in diese Hütte verlegt werden, der an diese Zwansgarbeiter erinnert. Der Direktor dieses Weltkultur-Erbes, ein gewisser Herr Grewenig, wenigstens von der Statur her gewichtig, wollte das verhindern mit der Begründung, dies sei an diesem Ort geschmacklos und zudem ein Sicherheitsrisiko. Besser sei eine Stelle, an der LKWs diesen Stolperstein überfahren würden; man könne ihn ja dennoch sehen, wenn man denn wolle. Gut der Streitpunkt scheint inzwischen beigelegt zu sein.Und doch signalisiert er, dass sogar führende Gestalten der Kunstszene hier in Völklingen, wo das Nazierbe der Röchlings bei weitem nicht aufgearbeitet ist, diesem latenten Faschismus frönen. Es findet sich kein Wort in der Eingangshalle dieser Einrichtung dazu, und die Website berichtet lapidar:
1944
Insgesamt arbeiteten während des Zweiten Weltkrieges etwa 70.000 Fremdarbeiter und Kriegsgefangene in den Bergwerken, Hütten und Fabriken des Saarreviers. In den Röchling’schen Eisen- und Stahlwerken waren es bis Kriegsende Tausende Frauen und Männer, vorwiegend aus Russland, Polen und Jugoslawien. Aber auch Menschen aus Italien, Holland, Belgien und Luxemburg waren während dieser Zeit unter schwersten Bedingungen im Einsatz in der Eisen- und Stahlproduktion.
Den Besuchern wird die Zeit zwischen 1933 und 1944 ausgeklammert, in der Hermann Röchling, einer der Kriegstreiber und Wirtschaftsberater Hitlers, die Rüstungsindustrie führend mitgestaltete und daran verdiente, sondern auch unter unmenschlichen Bedingungen Zwangsarbeiter beschäftigte und umkommen ließ.
Und die Wortwahl des Textes von 1944 spricht ja ebenfalls für sich.
Dies ist die verdrängende und beschöngende Haltung, die ich meine.Und es ist schändlich, besonders gegenüber den Opfern.