Waren es nur Jugendsünden?
Neuerdings hat man den Eindruck, dass die Öffentlichkeit, repräsentiert durch die Medien, sich dem unheimlichen Faszinosum „Drittes Reich“ opulent hingibt. Es werden Erinnerungen aufgelistet, Dokumentationen mit dem bezeichnenden Titel „Dokutainment“ gesendet wie nie zuvor, und es kommt zu Enthüllungen Prominenter, denen plötzlich nachgewiesen wird oder die sich selber dazu bekennen, mit 20-25 Jahren z.B. in der Waffen-SS am Kriegsdienst teilgenommen zu haben. Letzter Fall: der Tatort-Oberinspektor Derrick. Ist aber leider schon tot.
Das führt mich genau in diese unsere Diskussion über die Frage, was haben unsere Eltern, die ja damals etwa in diesem Alter waren (zwischen 20 und 30; mein Vater war 1937 allerdings schon 43), sich dabei gedacht – wenn sie denn überhaupt gedacht haben. Nochmals: Bewußte oder unbewußte Handlanger Hitlers waren sie alle, auch und besonders die in der Partei waren, aber auch jene Soldaten, die sich – nachdenkend oder nicht – des Mordens Unschuldiger schuldig gemacht haben.
Kann man sie deshalb verdammen? Ich stelle diese Frage. Vielleicht kommentiert sie ja mal einer.
Denn immer auch schwingt der Gedanke mit, dass wir Jetzigen, oder noch schlimmer, die der jetzigen jungen Generation angehören, dass sie sich vielleicht auch von den Verlockungen des Abenteuers, des sozialen Aufstiegs und auch der Attraktivität des eindeutigen Systems blenden lassen würden.
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