There is no planet B
Da hatten wir vor Kurzem mit Freunden eine interessante Diskussion über das Klimathema, das ja derzeit wegen der Flutkatastrophe um Ahrtal etc, besondere Aktualität aufweist. Es ging da um die Frage, ob das nun sehr in der Öffentlichkeit angekommene globale Problem des Klimawandels und der notwendigen Strategie, der Erderwärmung, die nunmal menschengemacht ist, entgegenzuwirken, bereits praktische Konsequenzen hat. Die These war, dass diese wichtige Erkenntnis bis vor 10-15 Jahren weder politisch noch in der Öffentlichkeit wirklich tragend war, sondern dass es bis etwa zur Zeit der Klimakonferenz von Paris 2015 keine vorherrschende Rolle in der öffentlichen Diskussion spielte. Ab dann änderte sich, auch durch die Demos der jungen schulschwänzenden Oberschicht-Leute „Fridays für Future“, die Wahrnehmung, und der Klimawandel geriet in das öffentliche Bewusstsein. Es ging nun um die Frage, wie die Erderwärmung erst auf 2, dann 1,5 Grad begrenzt werden könnte. Verbindliche Antworten darauf gibt es bis heute nicht wirklich, dafür jede Menge Absichtserklärungen.
Bis dahin war es ja auch in der Politik, die ihre Wähler wie immer nicht verschrecken wollte, ein höchst theoretisches Randthema für exklusive Wissenschaftler und eventuell Journalisten.
Inzwischen ist der globale Aspekt mit den verheerenden Waldbränden in Australien, Neuseeland, jetzt in Kanada, mehr ins Bewusstsein gerückt. Doch eigentlich war es diese menschengemachte Flutkatastrophe im Ahrtal, ins Trier, in NRW, die jetzt nachdrücklich doch eine neue Art von Verunsicherung erzeugte, die zu den beiden Diskussionsebenen beitrug, die die Medien und die Bürger seither beschäftigen:
1. Diskussionsebene: (obere Ebene)
Was ist langfristig und mit sofortigem Beginn gegen die Erderwärmung zu tun? Reichen 1,5 Grad oder soll man besser auf 2,0 Grad rekurrieren? Hier werden die bekannten Formeln, etwa der Abkehr von den fossilen hin zu den erneuerbaren Energieformen, CO2-Steuer, Elektromobilität etc. erneut aktualisiert und Zeiträume bis 2035 genannt. Zu spät…
Man sagt, dass man Wirtschaft und Ökologie zusammenführen muss. Ein Prinzip hierzu scheint erfolgversprechend; der sog, CO2-Preis, der als Abgabe auf emissionsfreundliche Produkte (t.B. Benzin) definiert ist. Die erzeugten staatlichen Einnahmen sollen den Bürgern zurückgegeben werden, um soziale Verwerfungen zu vermeiden. Doch bis heute ist dieser Preis umstritten, denn er führt z.B. in den USA dazu, dass die Reichen sich alle Preiserhöhungen leisten können, die Armen jedoch nicht; sie müssen dann eben leiden. Das ist für dieses Land charakteristisch.
2. Diskussionsebene: (untere Ebene)
Was kann konkret jetzt und hier getan werden, um solche Katastrophen die ja was Endzeitliches, Apokalyptisches an sich haben, mindestens zu minimieren, denn ganz verhindern kann man sie wohl nicht. Man muss lernen, damit zu leben. Hier sind Alarmierung, Personen- und Objektschutz sowie eine greifende Elementarversicherung wesentliche Gesichtspunkte. Die gute alte Sirene kommt wieder zu Ehren, denn der Mobilfunk, Strom und Leitungen waren ja allesamt zusammengebrochen. Das wird im Umfeld solcher Katastrophen immer so ein. Man kann also sagen, dass der Klimawandel vor unserer Haustür verzögerungslos angekommen ist.
In einer Fernsehdiskussion empfahl der Journalist Ranga Yogeshwar eine zusammenhängende Kartierung der Risikogebiete und eine globale, zumindest aber europäische Abstimmung. Auch eine Umsiedlung der Bewohner muss nach seine Worten diskutiert werden. Das birgt Sprengstoff. Es ist nämlich deutlich, dass die großen Städte als hocheffektive Konglomerate (heure sagt man „Superspreader“) von Emissionen gelten. In China z.B. werden diese Millionen-Megastädte vom Staat zwar geschützt, andere dagegen nur teilweise, wieder andere garnicht; sie werden „geopfert“. Das ist für dieses Land mit seinem kommunistischen Kapitalismus typisch.
Das erinnert mich an eine Phase unserer Vergangenheit, die ich selbst erlebt habe. Sie erinnert mich an den Bombenkrieg in Duisburg, dem Wohnort meiner Eltern, etwa 1944, als damals diese Region als Region der Rüstungsindustrie zum Ziel der Fliegerangriffe wurde. Damals wurden diese ebenfalls menschengemachten Katastrophen (Hamburg, Dresden, Würzburg) zum Teil effizient gehandhabt. Dabei kamen mehrere Aspekte zusammen:
Einmal war die Hausgemeinschaft straff organisiert. Der Hauswart, damals Blockwart mit polizeilicher Autorität, überwachte und kontrollierte alles. Allerdings war er Immer auch Parteimitglied.
Dann gab es die sichere akustische Alarmierung durch die Sirene mit unterschiedlichen Signalen (dreimal auf und ab: Bomber im Anflug, Dauerton: Entwarnung). Schließlich gab es das Training von sinnvollen lebensrettenden Abläufen, die dann im Ernstfall fast automatisch abliefen:
- Ruhe bewahren (?)
- bereitgestellten Koffer mit dem Nötigsten greifen,
- Türen und Fenster öffnen,
- Sicherung des ausreichenden Löschwassers – meist in der Badewanne,
- Aufsuchen des Luftschutzraumes
Nach Entwarnung und Rückkehr in das oft getroffene, auch oft vollständig zerstörte Haus war man mit allen Bewohner verpflichtet, an der Entsorgung, dem Aufräumen und der Bergung und Rettung teilzunehmen.
Kann man daraus nicht für heute etwas lernen?
„Entscheidend ist die Tat und nicht das Zeichen“ (Schiller, Wallenstein 3. Akt, Monolog der Gräfin Terzky)
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