Die Deutsche Einheit (3. Oktober)
2015-10-03
Am 3. Oktober feiern die Deutschen den Tag der Deutschen Einheit, die sich vor genau 25 Jahren ereignete. Weit entfernt davon, das Ereignis zu “werten”, unternehme ich den Versuch, sie auf uns zu reflektieren. Wir sind ja eigentlich eine Schulklasse von Zeitzeugen einer ganz anderen Zeit, die sich aus jedoch ähnlichen, obzwar schlimmeren, absolut-diktatorischen Quellen speist wie jene, in der wir uns nunmehr bewegten.
Unser Klassenverband der 56er, von dem einige ihre jährlichen Wanderungen als “Grenzenlose” oder “Lynkeusianer” erleben, haben diese Deutsche Einheit seit dem Jahre 2007, der Elberadtour, dazu nutzen können, die Länder der ehemaligen DDR fast der Reihe nach zu besuchen. Inzwischen fällt es uns schon schwer, neue Ziele auszumachen.
Ich möchte daher zum 25. Jahrestag der Wiedervereinigung einige Gedanken zu diesen Besuchen ausdrücken. Es war Reinhard Schöning, der die Aufgabe der Organisation solcher Wanderungen oder Reisen zunächst übernahm, und die erste Reise in die manchen Kameraden noch unbekannten Gefilde war die legendäre Elberadtour mit über 300 km Gesamtdistanz (etappenweise, versteht sich). Vorher waren es drei Reisen an die Mosel, das Emsland und den Harz gewesen, an denen der Autor nicht teilnahm. Doch dann setzte unser “run” auf die neuen Bundesländer ein, und die Elbetour war der unvergessene Einstieg. Erstmals konnte man erleben, dass 17 Jahre nach der Wiedervereinigung nicht überall, aber mancherorts, die “blühenden Landschaften” Kohls begannen sich zu zeigen. Der Kunde wurde als solcher wahrgenommen.
Wir erlebten die Elbe in einer direkten Form, aus Ufernähe, und wer erinnert sich nicht an das Schauspiel, als die Silhouette Dresdens am Horizonte auftauchte, schön.
Dann, im nächsten Jahr, 2008; organisierte Reiner Neuruppin und Rheinsberg; es waren das übrigens noch richtige Wanderungen mit Entfernungen bis zu 15 km. Man entdeckte eine ursprüngliche Welt, die des Alten Fritz, der junge Jahre in diesem Schlosse verbrachte, nach seiner Flucht. Auch hier wieder eine unberührt anmutende Umgebung, ganz gegensätzlich zu der im “Westen”, unserer “Heimat”.
Und dann, 2009, erwuchs uns Weimar. Wir Absolventen, Zöglinge eines damals noch so genannten “humanistischen Gymnasiums”, trafen auf jene Bildungsstätte, die zwar auch eine politische, aber vor allem für uns eine Bühne der klassischen Bildung war, auf die wir uns nie stellen konnten, Ajas und Mostellaria zum Trotz. Nun konnten wir das, und der Genuss einer Theateraufführung des Tasso im Nationaltheater war die Krönung. Wir sahen auch das andere Weimar, das von Buchenwald, sinnend, was es bedeutet hätte, wenn wir als Schüler davon gewusst hätten.