Die Deutsche Einheit (3. Oktober)
2010 war das Jahr Schwerins und Rostocks, also eine Reise durch Mecklenburg-Vorpommern. Ich erinnere mich an die Schiffsfahrt in Warnemünde, vorbei an der Neptun-Werft dort – heute insolvent. An das “güldene Schloss” zu Schwerin und seine sagenhafte Vorgeschichte etc. Dann kam 2011 die Lausitz, Spreewald mit dem Kennenlernen der sorbischen Eigentümlichkeiten, vor allem Görlitz, die schöne Stadt. Der Spreewald war ja auch eine der Gegenden der Fontaneschen Wanderungen, die wir in einer Lesung Gerds erleben konnten.
2012 war der erste Versuch, die Klassenreisen statt unter Reiner, der sich aus verständlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung stellte, unter Günters Regie abzuhalten: es ging nach Eisenach, der Lutherstadt; es muss gesagt werden, dass Luther und Bach uns von nun an nicht mehr verließen. In Eisenach verhielt sich die Bevölkerung denn doch noch etwas DDR-mäßig. Die Wartburg wurde erstiegen und das Burschenschafterdenkmal war auch einen Besuch wert.
Dann erschloss sich uns 2013 die alte Bergstadt Freiberg mit ihrem Berggeschrey; wir fuhren auch nach Prag (Reiseleiter war Erno). Auch gingen wir Spuren nach, in Kleinhennersdorf und in der Nachbarschaft; wir wurden sogar fündig.
Ab 2014 kam es zu bemerkenswerten Städtereisen, so 2014 nach Erfurt, was uns eine blühende wohl restaurierte Landeshauptstadt Thüringens nahe brachte. Zwischen dem Erfurt der Wende und dem heutigen Ensemble liegen wohl Welten der Erneuerung. Luthers und Bachs Spuren waren wieder gegenwärtig. Unsere zweite Städtereise war 2015 die nach Leipzig: nun – das schließt sich der Kreis zum Thema, denn wir erlebten die Stadt der Montagsdemonstrationen, der Nicolaikirche; man erinnere sich an die liebenswerte Stadtführerin, die bei dem Thema sehr emotional wurde: Aber auch die Banalität der Grausamkeit wurde Realität, das originale Bezirksbüro der STASI in der “Runden Ecke”. Man sah z.B. eingeweckte Stofflappen, die die Körpergerüche von “Zielpersonen” enthielten. Die wurden dann mit Spürhunden identifiziert und “zugeführt”. Nachzulesen auch in dem Roman “Nicolaikirche” von Erich Loest.
Wenn ich ein Fazit ziehen will, dann gerade heute dies: wir haben die Gegenden der ehemaligen DDR so kennen gelernt, dass wir erfuhren: Hier wächst zusammen, was zusammengehört (Willy Brandt) – in wesentlichen Teilen jedenfalls.