Auschwitz
Vor 70 Jahren (wir leben in einem an Erinnerungen reichen Jahr!) wurde das KZ Auschwitz befreit. Auschwitz, ein KZ der Ausnahmeklasse, ein Vernichtungslager mit den berüchtigten Gaskammern zum Zwecke der Menschenvernichtung, hier speziell der Judenvernichtung. Unvorstellbar, alles, auch nach unserem gemeinsamen Besuch der Zulieferfirma Topf und Söhne in Erfurt. Beklemmender Besuch, wissen wir alle.
Das führt mich zu der Frage, ab wann wir Kriegskinder (geboren ab 1936) denn von diesen Verbrechen des Naziregimes zu wissen begonnen haben. Ich kann mich praktisch nicht daran erinnern, dass wir in der Familie von Konzentrationslagern gesprochen haben, und wenn, dann vielleicht mit dem berühmten Schulterzucken des Nichtgewussthabens. In der Schule, mit all den verborgenen und verkappten Nazis, haben wir auch nichts Wesentliches gehört aus dieser Zeit. und: wir haben auch keine Fragen gestellt, unpolitisch, wie wir waren. Zwar gab es eine SMV – Niederstucke war längere Zeit deren Vorsitzender – aber auch dort wurde – meines Wissens – das nicht thematisiert.
Wie seht das heute aus, in dem Bewusstsein in uns, diesem Volke anzugehören, das mal dazu fähig war? Nun, eines kann man konstatieren: es ist gut, dass die Holocaustleugnung unter Strafe gestellt wurde. Wer das tut, ist kein guter Deutscher. Und doch gibt es zwei Merkmale in unserer Gesellschaft, die beunruhigen:
1. ein zunehmender Antisemitismus, der zwar gefüttert wird durch die unkluge und unflexible Haltung der israelischen Regierung zu Palästina und zur Landnahme durch Besiedlung, der aber durchaus und gerade bei Jüngeren mit „Migrationshintergrund“ sich gegen hier lebende Juden richtet. Das ist schlimm, und Aufklärung tut not, zwischen illegitimem Antisemitismus (Rasse) und Antijudaismus (Religion), aber auch einem begründbaren Anti-Israelismus, der legitim sein kann, zu unterscheiden.
2. Aktivitäten des Islamismus, der nicht immer vom Islam zu trennen ist, extreme antisemitische und damit faschistische Haltungen einzunehmen: Vernichtung Israels.
Das stimmt mich pessimistisch und beunruhigt mich. Denn so wenig ich das Existenzrecht Israels in Frage stelle, so wenig verstehe ich die offizielle Politik der Regierung dort – und die islamistische Haltung ebensowenig. Auf dem Hintergrund des Jahrestages von Auschwitz sage ich allem Extremismus meinen persönlichen Kampf an.