Was nicht alles zu Deutschland gehört…
Der Mediensturm nach den Pariser Anschlägen ist leiser geworden, er wird sogar abebben und dem so genannten Tagesgeschäft der medialen Schwatzens wieder Platz machen. Da kommt Angela. Und da pass es gut, dass ein fast vergessenes Wort des ehemaligen, zurückgetretenen Bundespräsidenten Wulff “Der Islam gehört zu Deutschland” von der Kanzlerin jüngst wieder aufgegriffen wurde. Es stimmt mich melancholisch, um nicht zu sagen: es verbittert mich, dass neben der Hype (denn das war es) über Charlie Hebdo die vier jüdischen Opfer nicht nur nicht genannt wurde, sondern dass sie im Medienspektakel sogar übersehen wurden, abgesehen von einigen dürren Faktenmeldungen, dass sie eben in einem “koscheren”, nicht mal “jüdischen” Supermarkt getötet wurden. Zweierlei Maß – für mich. Stattdessen hocheoffizielle Trauer über die französischen Zeichner – für sich genommen absolut zu recht – doch vielleicht auch klammheimliche Freude darüber, dass die Satirezeitschrift es geschafft hat, es den Moslems mal wieder richtig zu zeigen – das nennt man Pressefreiheit, und das Mord-Geschehen ein Angriff auf dieselbe.
Soweit, so gut. Und jetzt kommt noch Angela und ruft in die Menge “Der Islam gehört zu Deutschland!” Ja – welcher Islam, bitte, und welches Deutschland? Schland vielleicht? Und hätte sie nicht wenigstens auch die Juden nennen können, die ein sehr lang gewachsenes, kulturelles und historisches Recht haben, als Deutsche bezeichnet zu werden? Gut, integrierte Moslems mit der deutschen Staatsbürgerschaft gehören natürlich zu Deutschland, aber wie steht es mit den Wahabiten, den Sunniten, den Schiiten oder den Salafisten? Was mit den vielen anderen Ausprägungen des Islam – er ist, wie geschehen, nicht immer friedfertig? Oft ist er bösartig und gewalttätig. Die Scharia ist krass mittelalterlich. Er ist vor allem durch eine absolute Durchmischung von Religion und Staat gekennzeichnet. Das können wir doch nicht wollen. Und er besitzt historisch eine Nähe zum Faschismus, nachzulesen bei Hamed Abdel Samad: “Der islamische Faschismus” (Droemer 2014). So what?
Die Moslems, die jetzt in all den Mahnwachen das Wort ergreifen, sind gebildete, sprachbegabte und voll integrierte Mitbürger, die ohne Zweifel zu Deutschland gehören. Aber wenn wir den Islam unreflektiert als zu uns gehörig bezeichnen, dann kann es sein, dass irgendwann ein Sarrazin, ein Houellebecq recht behält, dass dieses Deutschland oder dieses Frankreich sich abschaffen. Dann hätte ja sogar die eigentlich unsympathische und unappetitliche Pegida recht. Ein Deutschland, das sich heute schwer tut, sich als Nation zu begreifen, höchstens als Fussballnation, ist gefährdet. Die Grande Nation hat es da besser. Was aber dann? Meine Generation wird dann nicht mehr da ein…
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