Zauberberg III
Der Zauberberg ist Manns Roman des beginnenden 20. Jahrhunderts, spielt im Vorfeld des Ersten Weltkrieges und bezieht dessen Beginn mit ein, indem er damit schließt. Es beschreibt die europäischen Befindlichkeiten vor dem Desaster.
Walter Jens bekennt: „Das Buch der Bücher ist für mich der Zauberberg, das einzige Werk, das ich, neben dem Alten Testament, auf die berühmte Insel mitnehmen würde, die dem Schiffbrüchigen weder Menschen noch Bücher bieten kann.“
Man muss, ob man will oder nicht, auf diese drei zentralen Personen des Romans zurückkommen (neben den Vettern natürlich): Settembrini, Naptha und Peeperkorn. Dabei ist speziell der Letztere insofern „besonders“, als er nicht in die hohen, elitären und abgehobenen Sphären der beiden anderen vordringt und dieses auch gar nicht will.
Bleiben wir also vorderhand bei den ewigen Diskutanten, Debattierern, Kombattanten, dem morbiden Italiener und dem etwas anrüchigen Jesuiten und Juden Naphtha. Settembrini ist der Homo humanus, Humanist und visionäre Revolutionär, Naphtha der konservative Exzentriker, faschistoid und rational.Es wurde gesagt, es sei erstaunlich, dass Mann hier einen Juden konservative, nationale und faschistische Ideen verbreiten läßt. Das stimmt, doch waren unter den Juden des beginnenden 20. Jahrhunderts nicht wenige, die den nationalistischen Ideen des Kaiserreichs zu folgen versuchten. Das zeigt einen hohen Grad von Assimilation, der sich allerdings bei den Nazis nicht auszahlte.
Was nun sind die von den beiden ausgehenden Botschaften, die ja anfangs den beiden Vettern gemeinsam galten, da sie die unaufhörlichen Begleiter der Beiden waren? S. ist der Humanist, der absolute Anhänger der europäischen Aufklärung, N.dagegen „will die Jugend zweifeln lassen“, Zweifel an geistiger Stabilität, die S. vertritt. Das führt dann letztendlich zum körperlichen Pistolen-Duell der beiden. Der Zauberberg ist voll von skurrilen Elementen, doch das Duell ist das bei weitem skurrilste, denn es ist durch eine vollständig im Geistigen angesiedelte Auseinandersetzung bestimmt, die sich auf die Niederungen der reinen Körperlichkeit begibt. S. lehnt diese Erniedrigung natürlich ab, N. dagegen will sie haben und der Ausgang ist dann auch logisch. N. jagt sich die Kugel selber in den Kopf, S. dagegen lässt sich nicht hinreißen und kann daher den Abgang des Castorp geziemend feiern.
Hier endet meine kurze Würdigung dieses kolossalen Werkes (nur noch übertroffen von den Josephsromanen). Ich schließe mich Walter Jens unbedingt und durchaus zustimmend an.
