Wir Jetzigen im Dritten Reich?
Leider muss man es sagen: auch wir Jetzigen wären anfällig für chauvinistische, nationalistische oder radikale Themen. Es gibt den latenten Faschismus in uns allen. Er muss nur gerufen werden und wird nur durch die allgegenwärtige politische Korrektheit überdeckt. Die Stammtischpolitiker aller Farben ergehen sich schon jetzt in Ausländerfeindlichkeit, Ausgrenzung von Minderheiten und Kriminalisierung etwa der Homosexuellen. Noch immer ist die Frau in einer konventionellen Geschlechterrolle gefangen; nur schwer bricht sie aus. Ich möchte hier dem radikalen Feminismus nicht das Wort reden, er ist genauso falsch wie jene ewig-gestrigen Stammtischparolen, auch wie jene hochgespülte Sexismusdebatte, aber im Kern demonstrieren wir unsere Anfälligkeit für Radikales mit alldem.
Wir Jetzigen – es spielt sich heute unser Laufbahndenken in den zulässigen Bereichen von Karriere und Vorwärtskommen ab, die sich durch die spezifischen beruflichen Aufstiegschancen (für wenige! nicht für alle!) ergeben. Nur – wäre unser Laufbahndenken abgedeckt durch parteiliche, korporative oder militärische Muster, wie das damals in den Zeiten des Tausendjährigen Reiches möglich war, dann würde jeder von uns in diese mögliche Abhängigkeitsfalle geraten und sich womöglich genauso verhalten wie unsere Eltern und Großeltern. Das wäre dann der neue Untergang.
Der Mensch ist schwach – meistens, und oft nicht böse vom Grund her, obwohl das auch dazugehört; das ist die eigentliche Banalität!