Gone With The Wind
Das habe ich jetzt ausgelesen:
Vom Winde verweht von Margaret Mitchell (1900-1949)
Gut, den Film kennen wir fast alle: Vivian Leigh und Clark Gable, Olivia de Havilland und Leslie Howard sind die Hauptakteure der Verfilmung dieses wohl auch bekanntesten Schinkens von Selznick/Margaret Mitchell (“sitting on the manuscripts”) über den tragödienartigen Untergang des Südstaatenreiches der Konföderierten der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts. Nun, der Film ist eine stark auf die Liebesgeschichte zwischen Scarlett und Rhett verkürzte Fassung, er war wohl der längste und teuerste Hollywoodfilm aller Zeiten, und die Schmonzette über das Biest und das Tier gegen den Guten und die Brave ist in seiner Simplizität und seinem Glamour wahrscheinlich immer “anziehend”.
Wie steht es aber mit dem Roman selber? Um es klar zu machen: es handelt dich um einen, wenn auch fantastisch geschriebenen, rassistisch – historischen – Roman. Dieser beläßt die Schönheit Taras und Twelve Oaks vor dem Bürgerkrieg auf dem Hintergrunde der Sklavenhalter(innen) Scarlett und Rhett und stilisiert die Yankees im und nach dem Bürgerkrieg zu Schurken, dagegen die aus Atlanta (und Tara) zu ehrenhaft unterlegenen Gutmenschen. Dem war nicht so, und Abe Lincoln war eine ehrenwerter Mann, aber die aktuellen Ereignisse von Ferguson und anderen lassen vermuten, dass manche Gehirne noch so ticken wie zu Zeiten Gerald O’Haras. Da ist die so genannte Südstaatenfahne nur ein kümmerliches Symbol dieses Grundrauschens.
Der Roman aber dieser bei einem Autounfall 1949 umgekommenen Autorin ist ein episches Meisterwerk trotz (oder wegen) seiner politischen himmelschreienden Inkorrektheit. Er liest sich einfach gut.
Die so einzigartig gezeichneten Charaktere der Scarlett, des Elternhauses, der schwarzen Mammy auf Tara, Pittypats altjüngferliche Ungeschicktheit und überhaupt das Gesellschaftsleben der Vorkriegszeit – im krassen Gegensatz zur Reconstruction danach – das ist schon Spitze, auch in der mir vorliegenden großartigen, fast historischen Übersetzung des Jahres 1950 von Martin Beheim-Schwarzbach.
Da kommt bei aller Unkorrektheit dann doch eine ganz andere Grundtendenz zum Tragen, nämlich die der Selbstverwirklichung einer zunächst gesellschaftlich integrierten, dann eher isolierten Frau, die sich von einer verzogenen Göre zu einer tabubrechenden, jedoch krass materiell aufgestellten Unternehmerin (american way of life) wandelt, erfolgreich,und verschlagen. Ein Biest eben, aber ein bemerkenswertes. Rhett Butler ist zeitgemäß ein Macho, was auch sonst? Aber er ist auch der verletzliche, der wütend verletzte Mensch, der seine Tochter liebt und am Tode dieser fast zerbricht.
Der Roman ist ein Leseerlebnis. Bitte lesen.