Gestern die Hörbiger
Denn die wollen wir sehen, immer öfter:
Nehmen wir das letzte groß angekündigte und mit Christiane Hörbiger groß angekündigte und groß besetzte TV-Drama “Auf der Strasse”. Da wird die – zugegeben makabre – Geschichte einer zunächst auskömmlich und gutbürgerlich angesiedelten Ehefrau geschildert, die nach dem Tode ihres Mannes in eine natürlich unverschuldete Schuldenfalle gerät, die sie eben auf die Strasse bringt, von wo sie es schwer hat, wieder wegzukommen. Sie schafft das dann zum Schluss, und der Film ist, auch wegen der Schauspielerleistung der Frau Höriger, einfach gut.
Doch wenn man die Idee hinter dem Film aufspürt, kommen einem schon komische Gedanken. Da ist zunächst mal der Ehemann, der zu Beginn tot umfällt (merkwürdig dilettantisch, die Reanimationsanweisungen über das Telefon der Rettungsleitstelle) und der guten, aber auch stolzen Frau einen Schuldenberg hinterlässt, von dem sie nichts gewusst haben will. (Kann man das glauben?)
Sie verliert sozusagen alles und fällt in das erwartbare Loch. Sie reist durch alle Abgründe unseres Sozialstaats, auch die der Ämter. Sie findet aber eine junge Aussteigerin, die nach anfänglichen Streitereien eine Art wachsamer Freundin wird, die ihr sogar bei einem Handtaschenraub hilft. Nun hat die gute Frau aber eine Tochter, mit der sie heillos zerstritten ist, und die sie nicht, wie gesetzlich vorgeschrieben, unterstützt. Frau Hörbiger spielt sehr authentisch diese stolze Frau, die alles das ablehnt und daher quasi doch auch selbstverschuldet in den Strudel von Ämtern und Strasse gerät. Zuletzt wird sie jedoch sowohl von ihrer Tochter wie auch durch Zureden ihrer neuen Freundin “gerettet”. Da hat sie dann wieder eine eigene Wohnung in einem Wohnsilo der schlimmsten Sorte.
Warum also Kritik an diesem doch eigentlich erzählbaren Film?
Weil hier wieder mal die Frau als eine weibliche, säkulare Ausgabe von Hiob firmiert – alles verloren, schlimmes Schicksal, aber nie aufgeben. Frauen treten als Retter und Widersacher auf, Frauen verstehen sich und finden wieder zu einander.
Demgegenüber die Männer? Die fallen eigentlich kaum auf. Und wenn, dann als Störfaktoren. Der Start selber ist schon entlarvend: Jener Mann, nach außen erfolgreich, aber eigentlich in der Schuldenfalle, ist der Versager, der stirbt. Er ist an allem,was jetzt folgt, schuld. Der Ehemann der Tochter, eine gutgemeinte Nebensache, wie auch derjenige der Freundin, übrigens auch die verstörend gut dargestellten männlichen Clochards -sie sind auch keine übermäßigen Wunschträume einer Frau. Glaube ich mal.
Was lernen wir daraus?
Dass unsere Medien schlicht darauf angelegt sind, den Feminismus zu einem quotenwirksamen, dabei auch pädagogisch wirkenden Selbstläufer zu machen und die Maxime aufzustellen:
Männer sind, wenn schon nicht nebensächlich und verzichtbar, dann wenigstens die Schuldigen. Da kann man eigentlich nur einen Herzinfarkt bekommen (auch wieder männliches Klischee, obwohl Frauen inzwischen genau so gefährdet sind); recht geschieht’s ihm. Und um nun mit dem neuerdings wieder aktuellen Göhte zu schließen: das ewig Weibliche zieht uns hinan… Na denn.