Buchmesse Frankfurt 2021
Diese wohl bedeutendste Buchmesse Deutschlands hat in diesem Jahre wieder ihre realen, nicht-virtuellen Pforten geöffnet. Auch die diesjährige Buchpreisträgerin ist gestern benannt worden. Es handelt sich um eine Frau Antje Ravik Strubel, die mit ihrem Roman „Blaue Frau“ preiswürdig war.
Man kennt den Namen nicht und man kennt natürlich aus das Buch nicht. Es wird nun auch ein run auf dieses Buch entstehen – es wird gekauft werden in einer gebundenen Form; Marketing nennt man das. Die Inhaltsangaben werden in jeder Zeitschrift, die auf sich hält (Bildung und so), laufend veröffentlicht. Sie sind sogar manchmal wortgleich, was immer dahinter stecken mag.
Es geht um eine Frau, die in Deutschland vergewaltigt wird, dieses Trauma mit sich herumträgt und sich davon befreien kann – durch eine Technik des sich Unsichtbarmachens in einem unansehnlichen Plattenbau. Eine „blaue Frau“ hilft ihr dabei, deren Gestalt und ihr erzählerischer Wert von der Autorin selbst eher beziehungslos dargestellt wird.
Der Plot oder die Vorlage ist sicher interessant und auch spannend (vielleicht); sie ist auch zeitgemäß, besonders dann, wenn sie eine Grundstimmung aufweist, die dem gegenwärtigen Mainstream entspricht. Oje, der Mainstream… Fürher nannte man das „Zeitgeist“; da hatte wenigstens ein gewissen Wortniveau Raum.
Dr Plot ist also Männergewalt, Frau als klassisches Opfer, Befreiung jener starken Frau durch Selbstfindung. Mysteriös nur die blaue Frau, die auch von Frau Strubel eher nicht definiert wird. Das Buchcover ist übriges rosa…
Fazit: man muss es lesen, um darüber urteilen zu können…
Ich habe es nun auszugsweise gelesen: es hat mich nicht überzeugt. Es ist rätselhaft geschrieben und die blaue Frau ist ein blutleeres Gespenst, das zur Lektüre keinen Beitrag leistet.
Dr Kommentator Christoph Schreiner aus der Saarbrücker Zeitung schrieb gestern:
Wirklich Kontur bekommt Strubels Adina im Roman nicht, so sehr sie auch in ihrer Opferrolle nach allen Regeln der Kunst ausgeleuchtet wird. „Durchsichtig ist eine Form des Unsichtbarseins“, heißt es an einer Stelle. Was Adina nicht zeigt, muss und soll daher die „Blaue Frau“ gewissermaßen übermitteln. Da dieser anämische Romangeist aber noch viel weniger Plastizität als die vergeblich Gerechtigkeit suchende Adina gewinnt, verliert Strubels (über-)ambitionierter Thesenroman, je mehr Szenen, Erinnerungsmodi, Einfälle und Bilder er zu einem vermeintlich großen gesellschaftlichen Panorama rafft und türmt, mehr und mehr an innerer Überzeugungskraft.
Dem stimme ich zu und ergänze: wer entscheidet eigentlich über Buchpreisvergaben 2021? Sind es nicht mehrheitlich Frauen, die nur ihre Macht ausüben wollen? Oder Männer, die dasselbe machen, aber sich dem Zeitgeist oder mainstream kritiklos unterwerfen?
Fazit: falsche Wahl