Der Mann, der die Wörter liebte
von Simon Winchester, einem britischen Journalisten und Sachbuchautor, der hier krimiähnlich die Geschichte des wohl berühmtesten Wörterbuchs der englischen Sprache, des Oxford English Dictionary (OED).aufschreibt.
Ich erlaube mir, dieses von mir zufällig entdeckte Buch über Genie, Wahnsinn und Liebe zu den Wörtern aus den Buchschätzen meiner lieben Frau zu beschreiben als ein Beispiel für ein literarisches Wort-Dokument, das sich über Jahrhunderte in der Zeit hält und sogar heute modern ist und unverzichtbar festgesetzt hat.
Das Buch ist aber nicht nur die Geschichte des berühmten Wörterbuchs, sondern auch die Geschichte einer Männerfreundschaft zwischen dem Mörder William C. Minor, einem paranoiden, sehr gebildeten Armeearzt aus dem amerikanischen Bürgerkrieg von 1865 und dem Herausgeber eben dieses OED, Sir James Murray. Minor kommt (flieht) aus den USA, wo er sich von Iren verfolgt glaubt) 1872 nach London. Hier erschießt er den harmlosen Bürger Merritt grundlos, da er weiter von vielen bösen Menschen und Tieren verfolgt sein will.
Er wird in einem Prozess als schuldunfähig zu einem lebenslangen Aufenhalt in einer Irrenanstalt (Crowthorne) verurteilt. Hier wird er über Jahre hinweg luxuriös untergebracht und erfährt hier von einem Projekt der Beteiligung vieler Menschen an der Suche nach unbekannten Wörtern, um das OED zu vervollständigen. Murray gibt es endlich heraus. Es ist eine grandiose Zettelwirtschaft vieler (abertausende perfekt ausgefüllt), damals so ganz ohne Google oder “soziale Netze”…
Minor beteiligt sich umfassend daran, wird sogar zu einem unverzichtbaren “Mitarbeiter” und dann auch Freund von James Murray, der ihn auch besucht. Allein diese Szene des Besuches in der Irrenanstalt ist lesenswert, denn Murray weiß nicht, was ihn erwartet. Der ihn empfängt, und den er für den wohlsituierten, wohlhabenden und weltgewandten Dr. Minor hält, ist aber “nur” der Chef der Irrenanstalt.
Dr. Minor wird aber nach Jahren seiner schöpferischen und wortfinderischen Tätigkeit für das OED von seiner Geisteskrankheit eingeholt.Er amputiert sich den Penis wegen schlimmer und “unsittlicher” Träume. Er wird in die USA zurückverlegt und stirbt dort.
Das Buch ist sowohl die Lebensgeschichte dieses Mannes als auch die Geschichte des OED. Wer Wörter liebt, wer von ihrer Bedeutung und ihrer Macht zu wissen glaubt (“die wenigen, die was davon erkannt…”), der wird auch dieses Buch lieben, Es ist zu empfehlen!
Das OED wurde übrigens erst 1928 publiziert in Form von 12 riesigen Bänden…
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