Doppelwumms – oder die Wortgewalt unserer Politiker
Erst war es ein WUMMS, Worte unseres Bundeskanzlers, dann wurde es zum DOPPELWUMMS, Worte unseres Bundeskanzlers, und das sollte erklären, wie stark und wie ernst der Politik eine finanzielle Maßnahme gegen Krisen ist und wie sie wohl einzuschätzen wäre. Sehr stark, soll man denken, denn man assoziiert natürlich Bomben- oder Granateneinschläge, martialisch passend in unserer martialischen Zeit.
Dennoch: wohl um modern und effektiv auch für die junge Generation zu wirken, hat ein wesentlicher Exponent und Politiker der Gesellschaft klar gezeigt, welcher geistigen Gewalt oder Gewalttätigkeit er fähig ist. Schon das Gendern ist Sprachverhunzung, diese Wortwahl aber ist sprachliche Vergewaltigung. Ein Teilnehmer des heutigen Presseclubs, es ging um die bekannte Energiekrise unserer Zeit, riet dem Bundeskanzler, doch wenigstens mal zehn Seiten Thomas Mann zu lesen, um diese Verfehlung zu vermeiden. Richtig.
Dann Bundeswirtschaftsminister Habeck, für klare Worte bekannt und durchaus intellektuell einzuordnen: “Es ist jetzt kein Scheiß, den ich erzähle: Die Leute werden krank. Die haben Burnout, die kriegen Tinnitus. Die können nicht mehr.” Dies bot er einem Publikum, das eigentlich intellektuell differenziert genug sein sollte, dem Bundesverband der Deutschen Industrie BDI.
Denn dieses alles kennzeichnet die fehlende Achtung vor unserem wichtigsten Kommunikationsinstrument, der Sprache. Der omnipotente und ubiquitäre Gebrauch des Smartphones nicht nur von den Kids, häufige Druckfehler in den Zeitungen, grammatikalische Unklarheiten oder gar Unkenntnis, Wortwahl wie oben oder das Gendern als Beispiele mögen genügen, doch was zutrage tritt, ist ein Zeitgeist, der die geistige oder sprachliche Kultur (und damit Kultur allgemein?) verloren hat. Geist und Sprache sind nicht nur verwandt, sie sind fast deckungsgleich.
Und es ist ja nicht nur die fehlende Sprach-Achtung, nein, ist eine allgemeine Nachlässigkeit, früher sagte man Permissivität, im Sinne von “alles ist erlaubt”, die ein Zeichen unserer Zeit ist. Tabubrüche sind die Regel. Form und Formregeln etwa in einer Grammatik – Albträume jeden höheren Schülers – sind nicht mehr gefragt, doch sind es dann die Inhalte? Diese wirken doch manchmal sinnentleert; man muss nachdenken, um zu erfassen, was der Autor denn da gemeint haben könnte. Trifft natürlich nicht auf Wörter wie Wumms u..ä. zu. Die treffen ins Schwarze, selbst wenn sie wie eine martialische Gießkanne wirken. Aber da sind unsere Politiker ja groß, im Verwenden eines Gießkannenprinzips, z.B. bei den berühmten Bürger-Entlastungen derzeit.
Wenn diese Einstellungen sogar schon bei den Moderatoren unsern Fernseh-Diskussionsrunden – Presseclub – Raum greifen, denn wer möchte sich schon gegen den Trend stellen, dann ist vieles bereits vertan.
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