Die Trommel des Oskar M.
Günter Grass, der Autor der Blechtrommel und Mitglied der Waffen-SS (als 17jähriger!) und der SPD, ist gestern mit 87 in Lübeck gestorben. Ich gestehe, ich habe nur den Film in Erinnerung und das Buch vor Jahren nach wenigen Seiten aus der Hand gelegt. Sperrig. Schlecht bewohnbar. Muss es aber nochmals versuchen. Wer war das, dieser GG, der ja auch für die SPD Willy Brandt, der mich in die SPD gebracht hatte, gemacht hat? Er war einer der letzten “großen Köpfe”, die die deutsche Nachkriegsliteratur bedient haben. Es war dieser Film Schlöndorfs mit seinen 1977 noch ungewöhnlichen Sexszenen, der Darstellung von Fröschen, die von Kindern im danzig der Enddreißiger gekocht werden (real!) und des Köpfens von lebenden Aalen, heute unmöglich.
Der Roman selber ist eine Hommage besonderer Art an Danzig und die Machenschaften der Nazis in diesem auch polnisch bestimmten Gebiet. Die verzweifelten Verteidiger der polnischen Post beim Überfall der Nazis auf Polen 1939 – eine sehr bedrückende Szenenfolge – und der Tod des Juden Marcus (Aznavour) angesichts brennender Synagogen (historisch nicht ganz korrekt), man erschrickt förmlich. Und doch, der Roman ist auch als Schelmenroman bezeichnet worden – er ist auch einer, denn mit den Mitteln des kleinwüchsigen Trommlers Oskar Matzerath wird eine Nazipersiflage betrieben, die ich so nie wieder gesehen habe.
Gelesen habe ich noch den Krebsgang, Roman über das Nachkriegsdeutschland.
Was bleibt? Die Blechtrommel sicherlich. Und die Tatsache, dass wir einen solchen Dichter in Deutschland wohl nicht mehr haben (werden?).