Der witzige Kritiker HK ist tot
Kritik, Literaturkritik zumal, ist was Ernstes, so dachten alle, bis sie, begeistert vom Literarischen Quartett unter RR, Löffler, Radisch und einem besonderen Teilnehmer, eines Besseren belehrt wurden. RR, OK, der war meistens unfreiwillig komisch, aber gerade deshalb ernst zu nehmen. Aber jener, der gestern im Alter von 81 Jahren verstarb, hieß Hellmuth Karasek und war ein vollendeter humorvoller Kenner der Literatur. Z.B.: “Glück ist, sagt allerdings Freud, im Plan der Schöpfung nicht vorgesehen”, so HK in der lachgewaltigen Besprechung eines Ikeakatalogs. Aber: klingt nicht bei all dem Ursprünglichen bei HK auch die parodistische Neigung an, RR nachzuahmen?
Gleichwohl, HK war einer der lebenslustigen, ja genusssüchtigen Großen, und sein offenbar recht rascher Tod, wohl auf dem Boden einer KHK, hinterläßt wieder mal eine Lücke in unserm kulturell immer ärmer werdenden Deutschland. Unsere Gazetten fühlen das wohl auch, wäre sonst HK nicht der Aufmacher auf fast allen Titelseiten unserer rauschenden Blätter?
Matussek, Kulturredakteur der Welt, schreibt dort: “Hellmuth, der promovierte Germanist und Anglist – er übersetzte Chandler – war auch Literaturkritiker, einer der verständigsten und, wenn es sein musste, gnadenlosesten. Diesen Verriss des “Butt” von Grass werde ich nie vergessen. Damals gab es noch Literaturkritik, die sich an Bildungsbürger im besten Sinne des Wortes richten konnte, weil sie selber gebildet war. Wichtig aber war ihm, dass er den Leser unterhielt. Theorien interessierten ihn weniger, Avantgarde langweilte ihn oft, weil er ahnte, dass sie nicht über den Tag reichte.”
Und wie er offenbar die heutige Mannschaft des Spiegel einschätzte: “Lächerlich”.
Yes Sir, we will miss you.
Übrigens, das Literarische Quartett wird wieder aufgelegt, im ZDF. Man kenn ja keinen, aber man wird sehen.