Das NOx-Experiment
Zum NOx-Thema:
Stickstoffoxide (NOx) ist eine Sammelbezeichnung für verschiedene gasförmige Verbindungen, vereinfacht werden nur die beiden wichtigsten Verbindungen Stickstoffmonoxid (NO) und Stickstoffdioxid (NO2) dazu gezählt. Stickstoffdioxid wirkt reizend auf Schleimhäute in den Atemwegen und die Lunge. Akut treten Hustenreiz, Atembeschwerden und Augenreizungen auf, besonders bei empfindlichen oder vorgeschädigten Personen.
(Umweltbundesamt)
Da hat sich nun ein neue Diskussion in Verbindung mit dem so genannten Dieselskandal Bahn gebrochen. Es geht um eine – allerdings schon 2014 beendete und 2016 publizierte – Studie zur gesundheitlichen Wirkung von NOx auf Atemwege und das Herzkreislaufsystem. Die Studie wurde an Studenten der RWTH Aachen durchgeführt und in den USA sogar an Affen. Eine schädliche Wirkung war wohl nicht nachweisbar.
Es erhob sich nun ein Sturm der Entrüstung, was man heute so als “#Aufschrei” bezeichnet. Und zwar gilt dieser Aufschrei sowohl der Tatsache, dass die Studie wohl von einer Autolobby EUGT (inzwischen aufgelöst) finanziell unterstützt wurde, als auch, und das fast mehr als vom humanmedizinischen Ansatz her, dass man diese Versuche auch an Affen, denen man zur Beruhigung Comicfilme vorspielte, durchgeführt wurden.
Es war also eine Auftragsstudie jener Branche, die derzeit den Dieselskandal – zu Recht als Betrug bezeichnet – zu verantworten hat. Auftragsstudie? Auch hier sind die Angaben widersprüchlich, doch wir kennen das aus der Medizin, in der “gesponserte” Studien leider die Regel sind.
Es wird hier nun eine ältere Studie, in den Ethikommissionen doch wohl abgesegnet, kritisiert, die ins Entrüstungsbild passt und nun ohne Abwägen eines Dafür oder Dagegen als “ethisch unverantwortlich” pauschal abgewertet wird. Der wissenschaftliche Wert, Studienziele oder gar Inhalte werden nur am Rande erwähnt. Und: es werden nun alle wissenschaftlichen klinischen Studien mal so als ganzes verrissen, wie man in der Medienhype, die derzeit wütet nachlesen kann. Sicher, es hätte eine unabhängige Studie (oder Studien) sein müssen, aber das ist eine grundsätzliche Frage.
Dies allerdings ist in Wahrheit unverantwortlich, und es ist auch anti-aufklärerisch, denn es wird wieder mal medial Verriss geübt, und das zusammen mit den üblichen Verdächtigen, den Politikern, die, heuchlerischer geht es nicht, sich in scheinheiliger Entrüstung überbieten. Sie lehnen nun schon klinische Studien allgemein ab, um ja nichts falsch zu machen. Solche passablen Urteile sind immer anrüchig, um nicht zu sagen: dumm, denn wenn ein Regierungssprecher äußert, “ethisch nicht zu verantworten”, dann relativiert er die solide und unangreifbare Arbeit der Ethikkommissionen. Keine Ahnung, ist man versucht zu sagen.
Nun sind Medien und Politik ja genau so verbunden wie Politik und Wirtschaft. An sich muss das ja kein Nachteil sein, ist aber ein solcher, wenn es um solche aktuell nützlichen, jedoch mittel-und langfristig schädlichen Vereinfachungen und Verkürzungen geht.
Um nun vom Erkenntniswert zu reden: selbst die wissenschaftliche Tatsache, das die Wirkung er NOx auf das Atmungssystem als Reizgas schädlich ist und Entzündungsreaktionen hervorruft, ist nicht gesichert, selbst wenn das Umwelt-Bundesamt dies signalisiert, alleerdings ohne auf die spekulierten Wirkungen auf das Herzkreislaufsystem einzugehen!. Mit der Wirkung auf das Herzkreislaufsystem ist’s ja eine unsichere Sache. Diese ist nämlich nach ernsthaften Bewertungen der Studienlage nicht so gesichert, wie es uns die veröffentliche Meinung weismachen will. Dennoch ist’s natürlich richtig, die Luft von allen Schadstoffen freizuhalten, dies mit und ohne wissenschaftliche Begründung. Grenzwerte allerdings gehen nur mit einer solchen.
So gesehen. wäre eine wissenschaftlich begründete randomisierte und verblindete Studie sicher sinnvoll. Darüber redet aber kein Mensch, denn: Autolobby und Umweltlobby fechten miteinander.
Wissenschaftlich validierte unabhängige Studien sind nicht nur sinnvoll, sie sind absolut notwendig, da sie als naturwissenschaftlicher Wissenschaftskern den aufgeklärten Fortschritt des Menschen im Sinne der conditio humana des Humanismus begründen. Aber in der Öffentlichkeit wird genau dies Prinzip eben gerade ad absurdum diskutiert. Dieser Diskurs ist daher absolut dumm und schädlich, selbst wenn man die leider vorhandenen Fehlentwicklungen auch und gerade bei uns in der Medizin berücksichtigt.
Also ist’s wieder eine Hype, die einer vorüberziehenden Karawane anhaftet. Und diese Karawane, die zieht weiter.
Man schadet wieder der Wissenschaft…; wenn das nicht anti-aufklärerisch ist, was dann? Was hätte wohl Einstein dazu gesagt? Was sagt Ranga Yogeshwar dazu?