Alles Licht das wir nicht sehen *****
Alles Licht Das Wir Nicht Sehen
Dieser Roman von dem mir bisher nicht bekannten Autor Anthony Doerr ist lesenswert! Der Roman wurde 2015 mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet und erfuhr in der beißfreudigen deutschen Literaturpresse einstimmige Verwunderung. Ich zitiere hier den biografischen Eintrag aus Wikipedia:
Doerr (* 1973) wuchs in Cleveland auf und machte 1995 seinen Abschluss in Geschichte am Bowdoin College in Brunswick. Er erhielt einen M.F.A.-Titel von der Bowling Green State University. Anthony Doerr hat bisher zwei Erzählbände, einen autobiografischen Bericht sowie zwei Romane veröffentlicht. Sein Roman Alles Licht, das wir nicht sehen (engl. All the Light We Cannot See) war 2014 unter den Finalisten für den National Book Award und stand auf Platz eins der New York Times Bestsellerliste. Bereits vor diesem Buch wurde Anthony Doerr mit dem Barnes & Noble Discover Prize, dem Rome Prize, sowie 2003 demYoung Lions Fiction Award der New York Public Library und 2010 dem The Story Prize ausgezeichnet.
So las ich diesen Roman unvoreingenommen und in Unkenntnis der Lobpreisungen, in die ich aber nunmehr einzustimmen gedenke. Was geschieht dort?
Nun es ist eine märchengleiche, doch nicht ganz fiktive Reportage drei Geschichten: 1. über ein blindes Mädchen, das in den letzten Kriegstagen des Zweiten Weltkrieges aus Paris nach St. Malo flieht. Nicht nur dass die Kriegswirren und das Grauen der Bombenangriffe von einem Jetzigen sehr drastische beschrieben werden (Recherche ist das A und O), sondern auch die Psyche eines 16jährigen Blindenmädchens Marie Laure LeBlanc kommt packend herüber. Sie ist aber die Tochter eines Pariser Museumsschlossers, in dem der sagenhafte Diamant “Meer der Flammen” aufbewahrt wird, mit den es etwas Seltsames auf sich hat: es ist die 2. Geschichte, der Bericht über dieses Juwel, das den der in besitzt schützt und ihm ein (ewiges?) Leben verleiht, jedoch die in seinem nächsten Umfeld zerstört. Das Juwel wird aus Paris in drei Kopien herausgeschmuggelt, doch das echte transportiert MarieLaure. Die 3. Geschichte ist die des Soldaten Werner Hausner, der ein für die damalige Zeit unglaubliches Elektronikgenie ist, der quasi aus dem Nichts mit ein paar Drähten Radios herstellen kann, damals ein auch gefährliches Talent. Er wird in einer “Napola” zu einem systemtreuen Soldaten erzogen, auch dieses Klima dort packend erzählt, denken wir dann doch an unsern Lehrer Theo Meyer, der an einer solchen Schule Direktor war.
Die drei Geschichten werden miteinander verwoben und lassen an Spannung, vielleicht mit Ausnahme der letzten Kapitel, die in der Jetztzeit spielen, nicht nach. Denn das Juwel wird von dem Nazi, der als Stabsfeldwebel von Rumpel (auch noch das) von einer unheilbaren Krankheit befallen ist, mit stiller und sogar intellektueller Energie gesucht – für ein fiktives Hitlermuseum in Linz… Das es schließlich nicht gefunden wird, da es sich beim blinden Mädchen befindet, ist logisch, und auch, dass von Rumpel umkommt. Durch diesen – heute würde man sagen Nerd – Werner, der das Mädchen beschützt, sogar dreimal. Diese beiden überleben in der belagerten, verteidigten und fast völlig zerstörten Stadt St. Malo, die durch einen Bombenangriff der Amerikaner oder Engländer angegriffen wird, obwohl der Krieg längst verloren ist.
Fazit: ein gutes, lesbares und überraschendes Buch. Spannend, authentisch und geschichtsbewusst. Erstaunlich.