Abi 1956
Abi60
Wenn man nach nunmehr 60 Jahren versucht, sich an dieses doch wohl wichtigste Schlüsselerlebnis unserer Abitursprüfung zu erinnern, stößt man auf Lücken, solche der Erinnerung, der Verdrängung und auch der Verklärung…
Zu trennen wäre auch das Erlebnis der schriftlichen von der mündlichen Prüfung. Erstere war “nicht so schlimm”, höchstens ermüdend und letztlich dann, wenn man “fertig” war, auch langweilig. Anderes war das mit der “Mündlichen”. Es war dies ja bereits eine Selektion derjenigen, die notenmäßig nicht so “drauf” waren und die nun in bestimmten Fächern dran kamen. Ich erinnere mich an meine damalige Grundverfassung, es war einfach Angst und Beklommenheit. Meine Fächer waren Französisch und Mathe, und ich wusste nicht im Entferntesten einzuschätzen, was da auf mich zu kam. Wir saßen ja in einem fremden Klassenzimmer, der Pedell war der autoritäre Herr Wegner mit seinem Schäferhund. Immerhin munterte er uns durch seinen Besuch in diesem Raume auf.
Als es losging, wurde wir einzeln wie zu einer Hinrichtung vorgeholt und traten vor dies Richtergremium, in dem der Herr Oberschulrat den Vorsitz führte. Allerdings – unsere Fachlehrer waren Klasse. Sie gaben uns, mir zumindest, “hints”, kleine Hilfen durch Blicke oder Zeichen, die uns in einer Entscheidung sicherer machen sollten und auch machten.
Einer fiel durch, Ramung. Es war DER Schock. Wir dachten ja, durchfallen – das gäbe es nicht (und hatten dennoch kleinliche Angst). Dann das. Ramung ging direkt nach Hause und ward nicht mehr gesehen. Zum schluss wurden wir andern hineingerufen und man teilte uns mit: Sie haben alle bestanden.
Da war die Freude, dies primäre Erlebnis, groß.