Sprache und Grammatik, wer will sie richten?
Gerd schrieb mir heute eine Mail des Inhalts:
<<als Sprachbeoachter möchte ich dich um deine Meinung bitten.
Im August dieses (nicht “diesen”) Jahres erinnerte man an die sog. “Weltfestspiele der Jugend und Studenten” 1973 in Ostberlin, wo sich die DDR für ein paar Tage den Anschein der Weltoffenheit gab.
Ich störe mich an der Formullierung “Jugend und Studenten”. Muss es nicht eigentlich heißen “Der Jugend und der Studenten”? Denn es handelt sich doch um zwei verschiedene “der”: einerseits gen.sing., andererseits gen.pl. – zwar gleichlautend – aber kann man beides eineins setzen? Wenn ja, dann müsste man z.B. auch sagen können: “Die Mobilisierung der Partei und Mitglieder”, “Die Gefährdung der Welt und Menschen”. Für mich hört sich das schräg an.
Zum Gendern ist ja schon alles gesagt. Man kann es nicht verbieten, weil man ja auch schlechtes Deutsch nicht verbieten kann.>>
Zunächst mal danke für die Einordnung meiner häufigen Entrüstung über Sprache heute und deren Erniedrigung als “Sprachbeobachter”. Dafür halte ich mich wirklich – und übrigens auch Gerd -, und es stört mich so Vieles an unserer modernen Sprachhaltung und Sprachpraxis, dass “mir manchmal der Kamm schwillt”.
Aber zum sachlichen Thema: Ich finde Gerd hat völlig recht, diesen grammatikalischen Lapsus zu monieren. Natürlich muss es “der Jugend und der Studenten” heißen. Man könnte es ja dennoch als läßliche Sünde hingehen lassen, würde der Lapsus nicht ein spezifisches Symptom unserer Nachlässigkeit im Sprachlichen sein. Wie oft schon habe ich bei der Lektüre meiner Tageszeitungen einfache und komplexere Fehler und Verwerfungen erlebt, die von dem rührigen Druckfehlerteufel, den es immer noch gibt, bis hin zu meist grammatikalischen echten Fehlern reichen, von falsch gesetzten Kommata oder Semikolons ganz zu schweigen. Ein falsches Kommazeichen treibt mich immer noch zu unheiligem Zorn.
Wenn man das nun auf dem aktuell diskutierten Hintergrund der Schreib- und Leseschwäche unsere Kinder sieht, und Aussagen unserer Erzieher, Hochschullehrer und Arbeitgeber hört, die ganz offen von nicht vorhandenen Qualifikationen ihrer Bewerber sprechen, dann hört man schon gewisse Glocken läuten. Die Studenten von heute können weder mit grammatikalischen Problemen umgehen, noch Zahlenspiele ertragen. Gut – Mathe war auch nicht unser Ding… Aber die Generation Z: Lieber “schmeißen sie hin”. GenZ nennt man sie wohl.
Wir leben in einer Zeit der nachlassenden Leistungsbereitschaft – auch im Sport – und einer meist fehlenden dauerhaften Aufmerksamkeit. Das Handy/Tablet spielt dabei eine sehr effiziente Rolle. Aber da wir es in einer für uns nicht mehr relevanten Zukunft mit umfassender künstlicher Intelligenz zu tun haben, muss man sich um unsere GenZ nicht sorgen. KI wird’s richten.
Und: alles wird gut…
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