Was ist deutsch, was national, was patriotisch?
In einer Zeit der neuen Nationalgefühle bei unseren europäischen Nachbarn ist dieses Thema sehr aktuell und interessant.
Darüber läßt sich in kurzen Zügen natürlich nicht referieren, besonders wenn man einer Generation angehört, die gerade noch Kriegserinnerungen hat und die die Boomergeneration des Wirtschaftswunders darstellt. Diese Generation ist dabei, auszusterben. Sie hat aber Deutschland noch in den Grenzen von 1937 erlebt und sie kennt Deutschland nur als Nation. Sie setzte eigentlich Patriotismus mit Nationalismus gleich. Dennoch war sie auch wegen der Stillhalte-Strategie ihrer teils noch NS-Erzieher eher unpolitisch.
Heute ist das anders, man ist durch diverse persönliche und allgemeine Entwicklungen gegangen, Protestbewegung, Studentenrevolten, Beruf, Familie etc.etc. Man hat erlebt, wie die Begriffe verschwammen, verschwanden, zurückkamen und jetzt wieder als Beschreibungen von Zuständen in einer europäischen Großgeschichte erneut diskutiert werden. Die deutschen Politiker sind beispielsweise wunderbar “erleichtert”, weil die böse Marine LePen nicht zum Zuge kommen wird.
Dabei spielt das historisch sehr lädierte Deutschland im patriotischen Kontext eine bemerkenswert unklare Rolle.
Deutsch ist heute, wer sich möglichst ausländerfreundlich und europäisch gebärdet, doch Pegida und AfD sind ja auch noch da und transportieren einen traditionellen, wenn auch idiotischen Nationalismus. Und dann der Patriotismus: man sehe sich die Franzosen, die Amerikaner, die Engländer an: sie sind in hohem Maße patriotisch, und das heißt bei ihnen: sie sind stolz auf ihr Land. Ach könnten doch wir Deutschen auch stolz auf unser Land sein… Doch das zu fühlen ist bei unserem kollektiven Schuldbewusstsein wegen der Shoah, der von “oben” verordneten Europapflicht und dem ach so herrlichen Stichwort “bunte Vielfalt” selbst nach einer doch national erlebten Wiedervereinigung gar nicht leicht.
Also meine Definition: Deutsch ist heute der Gegensatz von national und patriotisch. Und da das auf lange Sicht so bleibt, kann es einem nur leid tun.