Im Jahre 1968 – dem Jahr der sog. “Studentenrevolte” – fand an unserer Schule eine Entlassfeier statt, die wir hier in Auszügen des Mindener Tageblattes wiedergeben. Der damalige Direktor Dr. Ficker hielt die Rede vor den Abiturienten.
“Eindringlich appellierte Oberstudiendirektor Dr. Ficker in der gestrigen EntlaBfeier am staatl. altsprachlichen Gymnasium an die Abiturienten, sich von jenen fern zu halten, die alles negierten. Sie sollten stolz auf die Werte sein, die ihr Vaterland und Europa hatten.
“Seien Sie vor alle Dingen der Wahrheit verpflichtet”, mahnte er, auch wenn die Wahrheit immer ein Wagnis sei und den Irrtum eingeschlossen halte. Heute würden im Namen des Ideals Lügen aufgetischt und unter dem Ideal der Freiheit der Weg zu Schmutz, zur Gier, zur Sucht, zur Lüge gesucht. Wo “Freiheit für” zur “Freiheit von” umgewandelt werde, da herrsche Lüge und nicht der Irrtum.”
Einige Tage später erschien im gleichen Blatt ein Leserbrief ehemaliger Schüler (einer davon Polizist!), denen die Aussagen des Direktors über Wertvostellungen und studentisches Verhalten nicht passten:
“Erzöge das altsprachl. (humanistisch) Gymnasium tatsachlich so, wie Dr. Ficker es zu wünschen scheint, würde der traditional geleitete Student entweder in borniertem Konservativismus beharren oder einfach eine anzubetende Autorität durch eine andere ersetzen. Warum sollte der nicht zur Krilik – ein Wort, das bei Dr. Ficker bezeichnenderweise nicht auftauc;ht – erzogene Abiturient nicht die “Alten” durch die “Neuen” ersetzen?”