Schmidt Helmut (+ 11.11.2015) – mein Erlebnis
Ich darf zum Ableben des Altkanzlers Helmut Schmidt anekdotisch anmerken, dass ich während des Wahlkampfes von 1980 zur zweiten Amtszeit Helmut Schmidts dazu verpflichtet wurde, als verantwortlicher Kardiologe an der zentralen Wahlveranstaltung in der Kongresshalle in Saarbrücken teilzunehmen. Schmidt litt ja nicht nur an einer Hyperthyreose mit paroxysmalen Tachyarrythmien, sondern auch an einem Syndrom des Kranken Sinusknotens mit Ohmachtsanfällen.
Da war dann doch der Kardiologe mit Notfallausrüstung – Defi, Schrittmacher, Medikamente – nötig, und ein Rettungswagen aus Völklingen stand bereit.
Ich war durchaus aufgeregt. Es passierte glücklicherweise nichts, Schmidt bekam seinen ersten Schrittmacher einige Jahre später im Bundeswehrkrankenhaus Koblenz.
Er gab mir bei der Vorstellung die Hand. Das war kein „männlicher“ Händedruck, fest und soldatisch, was man ihm ja eigentlich zugetraut hätte, sondern er gab mir die Hand mit weicher, schwabbeliger und zaghafter Unsicherheit; ich erschrak förmlich darüber.
Ansonsten habe ich Schmidt wegen des Nato-Doppelbeschlusses nicht sonderlich gemocht. Die große Linie der West- und Ostannäherung, der Kontakt mir Honecker, mit den Russen, der Schutz des Staates im Heißen Herbst 1977, das alles aber konnte auch ich nicht übersehen und fand es erst im Nachhinein gut. Nur: ein Linker war er nicht. Muss man denn?
Man hat Helmut Schmidt wahrlich zu seiner Zeit nicht geliebt. Muss man denn?
Man hat ihn vielleicht geschätzt. Im Alter dann – weise zu sein, bringt das Alter so mit sich. In seinem Alterungsprozess hat er sich aber sehr gut vermarktet und – wie man sagt – er wurde gehört. Nur: hat das Hören auch was gebracht? Der Politikbetrieb ging ja weiter, und sicher auch in die falsche Richtung der Hülsen, Camouflagen und Symbole. Politik ist heute vor allem Inszenierung. Die jedoch liebte Helmut Schmidt allerdings gar nicht. Er war und blieb lebenslang norddeutsch-klar, preußischer Offizier, und wenn – wie heute im DLF – sogar die Grünen nach “preußischen” Tugenden rufen, kann er so falsch nicht gelegen haben.
Aus diesem Grunde habe ich ihn dann doch “gemocht” und werde ihn dann doch “vermissen”.